Handelsverbot von Hunde- und Katzenfellen -Tierversuchsgegner Pulheim sehen Erfolg und Bestätigung zur Petition
Der EU-Agrarrat hat eine Verordnung beschlossen, die die Ein- und Ausfuhr von Hunde- und Katzenfellen verbietet. Ab dem 31. Dezember 2008 dürfen somit? keine Katzen- und Hundefelle mehr in die EU eingeführt oder aus der Union ausgeführt werden. Auch der Verkauf von Kleidungsstücken, modischen Accessoires oder Spielzeugen mit Heimtierfell sind dann untersagt.
"Diese Entscheidung ist längst überfällig," sagt ? Gerd Straeten, Vorsitzender der Tierversuchsgegner Pulheim e.V. - Menschen für Tierrechte. "Leider ist die Zeit bis zum endgültigen Verbot viel zu lang bemessen - bis Ende 2008 werden daher noch Tausende Tiere qualvoll leiden und sterben. Wir hegen sogar den Verdacht, dass bis dahin noch extrem viele Tiere spurlos verschwinden werden, weil Tierfänger und Fellhändler nun "ihre Felle davon schwimmen" sehen. Schließlich geht es hier um ein lukratives Geschäft."
Bereits ? im ersten Halbjahr des Jahres 2007 sei ein Anstieg der offiziellen Zahlen vermißter Tiere in Deutschland erkennbar gewesen, und diese Steigerung habe sich bis zum jetzigen Zeitpunkt fortgesetzt.???
"Nie zuvor wurden uns so viele Katzen als vermisst gemeldet, wie in diesem Jahr", so der Tierschützer. "Michael Herrentals, unser Mitglied und Webmaster der sehr informativen HP-Seite www.haustierdiebstahl-in-deutschland.de, ?v erwaltet eine Datenbank?der vermissten Tiere. Gleichzeitig führt er eine Liste der Altkleidersammlungen, die uns aus dem gesamten Bundesgebiet von aufmerksamen Bürgern gemeldet werden. Auf diese Weise haben wir eine Verbindung zwischen beiden Aktivitäten herstellen können. Aus diesem Grunde warnen wir permanent vor Tierfängern, wenn Lumpensammlungen in bestimmten Gebieten angesagt sind."
Sorgen macht den Tierschützern allerdings immer noch die Ignoranz vieler Mitbürger, die die Warnungen der Tierschützer sowie den Zusammenhang zwischen den Schuh- und Kleidersammlungen ? und dem Verschwinden von Haustieren nicht ernst nehmen und insbesondere ihre Katzen nachts ins Freie lassen. ? Straeten bittet alle Tierfreunde eindringlich Augen und Ohren offen zu halten und umgehend Auffälligkeiten wie ? das Aufstellen von Sammelbehälter und Ankündigungen zu Altkleidersammlungen zu melden. Insbesondere aus dem Kölner Norden erhalten die Tierschützer kaum Sammlungsmeldungen, aber viele Meldungen von vermissten Tieren. ?
"Es kann doch nicht sein, dass man uns unsere Tiere vor der Nase wegfängt ohne dass jemand Verdächtigkeiten feststellt ?, berichtet ? Straeten weiter. "Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln bereits in vielen Städten und Bundesländern. Es wäre aber unbedingt erforderlich, dass Polizei und Staatsanwaltschaft auch einmal in Gerbereien, die Katzenfelle zu so genannten Rheumadecken verarbeiten, recherchieren und ermitteln würden. Das Ergebnis könnte für uns alle hochinteressant sein. ? Der Sumpf der Tierqualmafia muss ein für alle mal ausgetrocknet werden. Wir haben jahrelang dafür gekämpft und in unserer Petition an den Europarat bereits im November 2004 ? die Forderung nach einem Handelsverbot sowie eine eindeutige Kennzeichnungspflicht der Fellprodukte gestellt."
Dennoch ? freuen sich die Tierschützer, dass sich nun der Agrarrat für den Tierschutz ausgesprochen hat. Zugleich will die EU die Irreführung der Verbraucher stoppen. Viele Bürger kaufen nach Angaben der EU-Kommission unwissentlich Haustierpelz. Das Fell von Hund und Katze werde nicht als solches gekennzeichnet, sondern etwa durch Einfärben unkenntlich gemacht.
Allein in China werden jährlich über zwei Millionen Hunde und Katzen brutal abgeschlachtet, ihr Fell wird zu Pelzbordüren, Kragenbesatz, Jacken, Mäntel und Innenfutter mit Phantasienamen ? ja, sogar für Nippes und Kitsch, wie die ? Plüsch-Katze ? oder so genannte ? Deko-Katzen ? und Katzenspielzeug verarbeitet, sowie als Billigpelz ins Ausland exportiert. Zum Teil wird den Tieren bei lebendigem Leib das Fell abgezogen.
Pelzmantel aus Schäferhund-Fell
Pressebericht zur Abstimmung - Plenarsitzung vom 19.06.2007 in Straßburg
Verbot des Handels mit Katzen- und Hundefellen
Um "Etikettenschwindel" vorzubeugen, sollen das Inverkehrbringen sowie die Ein- und Ausfuhr von Katzen- und Hundefellen (und von Produkten, die solche Felle enthalten) in die und aus der EU ab 31. Dezember 2008 verboten werden. Den Abgeordneten war es wichtig, hierbei nur sehr beschränkte Ausnahmen zuzulassen. Im Vorfeld der Abstimmung konnten sich Vertreter des Parlaments und des Ministerrats auf einen Kompromiss verständigen, so dass das Gesetzgebungsverfahren in Kürze abgeschlossen ist. Das Verbot des Handels mit Katzen- und Hundefellen gilt ab 31. Dezember 2008.
Kennzeichnungspflicht ist kostenaufwendig und nicht ausreichend
Das Europäische Parlament hat mehrere Änderungen am Verordnungstext durchgesetzt, um diesen eindeutiger und wirksamer zu gestalten. So wird z.B. explizit hinzugefügt, dass der freiwillige Verhaltenskodex von Pelzhändlern in der EU eine unzureichende Maßnahme darstellt, "um die Einfuhr und den Verkauf von Katzen und Hundefellen zu verhindern". Auch mit der zunächst angedachten Kennzeichnungspflicht könnte nicht dasselbe Ergebnis wie mit einer Verordnung erzielt werden. Außerdem wäre diese mit erheblichen finanziellen Belastungen für die gesamte Bekleidungsindustrie verbunden.
Ausnahmen nur für Unterrichtszwecke und Tierpräparationen
Der vom Plenum ergänzte Text schlägt konkrete Strafmaßnahmen, wie z.B. Beschlagnahmungen oder Lizenzentzug, vor. Über die Durchführung der Verordnung soll ein regelmäßiger Austausch stattfinden. Die Parlamentarier sind gegen zu weit gefasste Ausnahmeregelungen für das Ein- und Ausfuhrverbot und haben durchgesetzt, dass "beschränkte Ausnahmen" nur für Katzen- und Hundefelle gelten, "die zu Unterrichtszwecken oder für Tierpräparationen eingeführt und in Verkehr gebracht werden". Das Plenum macht deutlich, dass die Verordnung das Verbot in allen Mitgliedstaaten einheitlich regelt und "dadurch Störungen des Binnenmarkts für alle ähnlichen Produkte" verhindert; auch das Vertrauen der Verbraucher soll auf diesem Weg wiederhergestellt werden.
Hintergrund:
In den vergangenen Jahren wurden Erkenntnisse gesammelt, nach denen immer wieder Katzen- und Hundefelle mit falscher Kennzeichnung in der EU in den Handel gelangt sind. Europaweit wird die Meinung geteilt, dass dies aus ethischen Gründen abzulehnen ist. Allerdings ist es schwierig, solche Pelze "auf den ersten Blick" von anderen Pelzarten zu unterscheiden, eine Kennzeichnungspflicht wäre aber sehr kostspielig. Verbraucher zeigten sich verunsichert und empört über den "Etikettenschwindel" und forderten gesetzliche Abhilfe. Die daraufhin von den einzelnen Mitgliedstaaten erlassenen Maßnahmen gelten als unzureichend, weil sie sehr unterschiedlich sind und den Binnenhandel negativ beeinflussen. Auch die Reaktion einiger Pelzhändler, die einen freiwilligen Verhaltenskodex erlassen haben, hatte nicht die gewünschte Wirkung gezeigt. Eine Verordnung auf EU-Ebene wurde deshalb als unerlässlich angesehen, um das Problem wirksam zu bekämpfen.
Den angenommenen Text des EP finden Sie in Kürze hier.
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https://www.europarl.de/presse/pressemitteilungen/quartal2007_2/PM_070619_2b
Katzenfell in Rheumadecken?
Die grauenvolle Szene spielt in Belgien. Vor laufenden BBC-Kameras zeigt ein Pelzhändler eine Decke, die seiner Meinung nach aus dem Fell einer Katze gefertigt wurde. Für das englische Staatsfernsehen ist dies der Beweis, dass es in Europa Tierhaltungen gibt, die nur dazu dienen, das Fell der in ihnen gefangenen Haustiere zu verarbeiten.
Sollte der BBC-Verdacht der Wahrheit entsprechen, wäre die EU-Kommission der Falschaussage überführt. Diese behauptete nämlich jüngst, dass diese Form der Haustierausbeutung weder in der EU noch in den Kandidatenländern existieren würde.
Es wurde lediglich eingeräumt, dass Fälle von Hunde- und Katzenhäuten bekannt seien, die aus Drittländern in die EU eingeführt wurden. Tierschutzorganisationen gehen jedoch davon aus, dass die Zahl der in Europa gehandelten und verarbeiteten Hunde- und Katzenfelle jedes Jahr in die Zigtausende geht.
Die Katzenhaardecken sollen sich besonders gut als Rheumadecken eignen. Doch in den seltensten Fällen wissen ihre meist betagten Käufer, dass ihr Wärmgegenstand aus dem Mantel unseres beliebtesten Haustieres gefertigt wurde. Denn die Herstellerfirmen tun alles, um die Käufer über die Herkunft der von ihnen verwendeten Felle im Dunkeln zu lassen. Da sich die Verbraucher in dieser Frage jedoch als noch nicht besonders kritisch erweisen, reicht es in der Regel aus, beispielsweise den lateinischen Namen der benutzten Hunde- oder Katzenrasse ins Etikett zu schreiben, um keinen Verdacht aufkommen zu lassen.
Die amerikanische Tierschutzorganisation HSUS (Human Society of the United States) behauptet, Beweise dafür zu haben, dass in Deutschland, Frankreich und Italien Handel dieser Art betrieben wird. Auch Namen werden genannt: so soll die Ski-Firma "Tecnica" in den 90er Jahren aus China importiertes Hundefell für die Fütterung ihrer Ski-Stiefel gebraucht haben.
Auf europäischer Ebene scheint gegen diese Form der Tierausbeutung und -Tötung nicht viel zu machen zu sein. Die Kommission erklärte ihre Nicht-Zuständigkeit und reichte die heiße Kartoffel damit an die Mitgliedstaaten weiter. Einfuhrverbote wären Sache der einzelnen Mitgliedsländer heißt es in Brüssel hierzu.
Bisher hat nur Italien ein solches Verbot erlassen, nachdem herauskam, dass eine der größten Kaufhausketten des Landes die in diesem Winter in Mode gewesenen Mäntel mit Kapuzenfellrand in Fernost erstanden hat und dass für die Herstellung eine Unzahl unserer vierbeinigen Freunde ihr Leben lassen musste.
Carsten Wollenweber (Mai 2003)
https://europa.tiscali.de/111364.html